Ich
bin weit davon entfernt ein YouTuber zu sein, aber gelegentlich habe
ich Spaß daran ein paar Videoschnipsel zu bearbeiten und meine Liebe für
zwei Räder zu teilen.
Nach zwei Jahren gibt es deshalb mal wieder ein neues Video. Ich hoffe es gefällt. #yourslowismyfast
Ein kleiner Hinweis vorweg:
Die Bildrechte liegen bei den entsprechenden Fotografen. Keines der Bilder, die mit dieser Story in Verbindung stehen, stammt von mir.
Ich habe das Bildmaterial über mehrere Jahre kontinuierlich im Internet gesammelt und zum Teil ist es an seinen ursprünglich veröffentlichten Orten auch nicht mehr zu finden. Soweit es mir möglich war, habe ich Bildquellen angegeben. Aber insbesondere bei den Prototypenbildern, wo dieser durch die schwedischen Wälder getrieben wurde (tauchten u.a. in australischen Foren auf...) war dieses nicht mehr möglich.
Nun aber viel Spaß bei der Huldigung dieser schwedischen Ingenieurskunst.
Thomas Gustavsson
(PC: Husaberg)
Husaberg wurde 1988 von ehemaligen Husqvarna-Ingenieuren gegründet, die nach dem Verkauf der Marke Husqvarna an die italienische
Cagiva Gruppe im Jahre 1987 nicht gewillt waren nach Italien zu gehen. Sie wollten an ihren eigenen
Projekten in Schweden weiterarbeiten. Allen voran Thomas Gustavsson war hier
die treibende Kraft und die Husaberg Motor AB wurde im Januar 1988 als
Firmenname eingetragen.
Trotz vieler sportlicher Erfolge hatten die Husaberg Sportenduros den
Ruf, in jeder Hinsicht "schnell" zu sein. Schnell auf der Strecke aber
leider auch schnell kaputt.
Die vielen sportlichen Erfolge konnten die schlechten Verkaufszahlen nicht kompensieren, sodass KTM im Jahre 1995 die Marke Husaberg kaufte. Produktion und Entwicklung blieben allerdings in Schweden.
In den Jahren 2000 (Chassis) und 2001 (Motor) erhielten die Husabergs
eine Runderneuerung und die Haltbarkeit verbesserte sich von Jahr zu Jahr. Insbesondere
nachdem die Produktion im Jahr 2003 von Schweden nach Mattighofen zu KTM
verlegt wurde, machte man qualitativ große Fortschritte.
In den Jahren danach wurde es allerdings etwas ruhiger um Husaberg.
Rückzug aus der Motocross Weltmeisterschaft und nur wenig Modellpflege
versetzten Husaberg in eine Art Dornröschenschlaf.
2007
Im November 2007 präsentierte Husaberg dann auf der internationalen
Motorradmesse in Mailand eine völlig neue 450er Sportenduro mit einem um 70°
nach vorne geneigtem Zylinder.
Die
Kurbelwelle wanderte hierbei über das Getriebe, um die Massen
weiter zum Motorradmittelpunkt zu bringen. Auch der Tank wurde durch
seine verwinkelte Konstruktion weiter zum Motorradmittelpunkt gebracht.
Der Verkaufsstart wurde für das Modelljahr 2009 angekündigt.
Weiteres Bildmaterial von der Präsentation in Mailand (PC: Jörg Richter - EnduroX) findest du HIER.
Vorstellung auf der Mailänder Messe 2007
(PC: Jörg Richter - EnduroX)
Hier ein Video von der Vorstellung in Mailand 2007:
Jens Elmwall und der 70° Motor
(PC: Jörg Richter - EnduroX)
Mastermind hinter dem Projekt war Jens Elmwall. Der schwedische Ingenieur
entwickelte die Idee des 70° Motors.
Um die Idee in der Praxis zu testen, wurden zwei hauseigene Motoren im Jahre 2003 kurzerhand zerteilt und der Zylinder liegend wieder an das Motorgehäuse angeschweißt.
Bei den ersten Testläufen leckte der etwas grobschlächtig anmutende Motor zwar eine
Menge Öl doch die Tests reichten aus, um die Vorteile aus der Theorie in der
Praxis zu beweisen und KTM als Geldgeber von dem Projekt zu überzeugen.
Weiteres Bildmaterial von dem Versuchsträger und dem daraus entwickelten Serienaggregat findest du HIER.
Etwas grobschlächtig, aber er funktionierte.
(PC: MX World Collection, Vimmerby)
Nachdem KTM dem Projekt zugestimmt hatte, brachten sich die Österreicher stärker ein. So wurde
das Design bei Kiska in Österreich entwickelt und viele Teile des Motorrads (wie z.B. Zylinder, Zylinderkopf, Schwinge, Räder und Vorderradaufhängung) stammen aus
dem KTM Baukasten.
Weiteres Bildmaterial von der Designentwicklung im Hause Kiska (PC: derestricted.com) findest du HIER.
Design by Kiska
(PC: derestricted.com)
2008
Im Januar 2008 bestritt der schwedische Husaberg Werksfahrer Joakim Ljunggren auf dem Prototypen der neuen FE 450, welcher sehr wahrscheinlich im Jahre 2007 bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit getestet wurde, erstmals ein öffentliches Rennen in Schweden und gewann dieses vor dem siebenfachen Weltmeister Anders Eriksson auf der ebenfalls neuen BMW G 450 X.
Im weiteren Verlauf des Jahres wurde von Ljunggren ein Vorserienmotorrad in der Enduro Weltmeisterschaft eingesetzt.
Weiteres Bildmaterial von dem Prototypen sowie dem Vorserienmotorrad findest du HIER.
FE 450 Prototyp aus Januar 2008
(PC: unknown)
Vorserienmotorrad aus der Enduro Weltmeisterschaft 2008
(PC: Husaberg)
2009
Im Jahre 2009 ging die neue Husaberg Sportenduro als FE 450 und FE 570 erstmals
in Serie.
Weiteres Bildmaterial der 2009er Modelle findest du HIER.
Im Premierenjahr wurde der Spanier Oriol Mena mit der FE 450 auf Anhieb Enduro-Juniorenweltmeister. Aber auch national konnte man Erfolge feiern. So wurde Mike Hartmann auf der FE 450 Deutscher Meister in der E2 Klasse und Jochen Jasinski gewann auf der FS 570 in der S2 Klasse die Deutsche Supermoto Meisterschaft.
Oriol Mena und das Husaberg Enduroteam feiern die Weltmeisterschaft 2009 (PC: Jonty Edmunds)
Im Jahre 2010 wurde die Modellpalette um die FE 390, die FX 450 (Cross
Country) und FS 570 (Supermoto) ergänzt.
Die FX 450 wies folgende Unterschiede zu den FE Modellen auf:
MX-lastigere Getriebeabstufung
andere Gabelbrücke
Closed Cartridge Gabel mit strafferem Setting
Federbein mit strafferem Setting
niedrigerer Lenker von Renthal
19 Zoll Hinterrad
keine Beleuchtung
Mitte 2010 wurde zudem das Sondermodell "Extreme" veröffentlicht, welches über eine auf Extremeenduros ausgelegte Ausstattung verfügte.
Im Rahmen der Modellpflege erhielten die FE Modelle folgende technische Änderungen:
Überarbeiteter Steuerkettenspanner
Pleullager mit DLC-Beschichtung
Neue Ölabstreif- und Kolbenringe
Verstärkte Getriebezahnräder der Gänge 1, 2, 5 und 6
Neue schwarz eloxierte Gabelbrücke mit drei Millimetern mehr Versatz (22 statt 19 mm)
Überarbeitetes Fahrwerkssetting
Reserve-Sensor im Tank und Kontrollleuchte im Cockpit
2011 war das Jahr der Sondereditionen. So wurde neben der "Black Edition" für FE und FS eine "Factory Edition" der FE und eine "XCC-Edition" der FX vorgestellt.
Zudem sollte es bereits das letzte Jahr für die FX und FS werden.
Im Rahmen der Modellpflege erhielten alle Modelle folgende technische Änderungen:
Closed Cartridge Gabel
Überarbeitetes Fahrwerkssetting
Neken Lenker statt bisher Magura (gleiche Kröpfung)
Verstärkter Rahmen im Bereich des Lenkkopfs
Neue Ventilfederteller
Verbesserter Auto-Deko bei der 390er und 570er
Rundes Ölschauglas
Weiteres Bildmaterial der 2011er Modelle findest du HIER.
2012 sollte der letzte Jahrgang der 70° Modelle werden. Trotz aller
sportlichen Erfolge beendete KTM das Projekt nach
nur vier Modelljahren, um in 2013 Husaberg Modelle auf Basis der KTM EXC Baureihe zu
präsentieren. Gerüchten (!!) zufolge soll dieses aus Kostengründen geschehen sein, da man für jede verkaufte Einheit Tantiemen an Elmwall zahlte und diese einsparen wollte.
Im Rahmen der Modellpflege erhielten die FE Modelle folgende technische Änderungen:
Neue obere Gabelbrücke mit geänderter Steifigkeit
Weiteres Bildmaterial der 2012er Modelle findest du HIER.
Werks-Husaberg von Pierre-Alexandre Renet aus der Enduro WM 2012 (PC: Jonty Edmunds)
Im Jahre 2012 konnten mit der FE 450 sogar zwei Enduro-WM Titel eingefahren werden. So wurde Mathias Bellino Enduro-Juniorenweltemeister und Pierre-Alexandre Renet Weltmeister in der E2 Klasse (bis 450cc).
Weiteres Bildmaterial der 2012er Werksmaschinen findest du HIER.
Mathias Bellino und das Husaberg Enduroteam feiern die Weltmeisterschaft 2012 (PC: Jonty Edmunds)
Die Krönung des 70° Projektes war sicherlich der Sieg der prestigeträchtigen E2-Weltmeisterschaft durch Pela Renet
(PC: Jonty Edmunds)
In den Jahren 2013 und 2014 wurden noch Husaberg Modelle auf Basis der KTM EXC Baureihe produziert, doch mit der Übernahme der Marke Husqvarna durch KTM endete die Ära Husaberg mit ihrem 25. Betriebsjubiläum. Husqvarna und Husaberg verschmolzen wieder zu einer Marke und der Name Husqvarna wurde weitergeführt. Grund hierfür ist vor allem die Popularität und Geschichte der Marke Husqvarna auf dem amerikanischen Markt, sodass man sich hier einen größeren Erfolg versprach als mit dem Namen Husaberg.
Ich persönlich finde es sehr schade, dass die 70°-Baureihe nicht weitergeführt wurde. Vor allem wenn man betrachtet, welche Entwicklungsschritte KTM bei den aktuellen Motocross Modellen gemacht hat (kompakterer Zylinderkopf, leichteste Serienmotorrad).
Hätte die 70°-Baureihe an dieser Entwicklung teilhaben dürfen, wäre das Motorrad wahrscheinlich schwer zu schlagen.
Schwer zu schlagen ist die 70°-Baureihe aber dennoch in Sachen Haltbarkeit. So ist es nichts ungewöhnliches, wenn Modelle mit 500 und mehr Betriebsstunden gefahren werden, die außer den normalen Servicearbeiten keinen Anlass zu Reparaturen boten.
Da ein Fortbestand der 70°-Baureihe Wunschdenken bleiben wird und sowohl Husaberg als auch der 70°-Motor, als letzte in Schweden entwickelte Idee, nicht mehr existieren, kann man bei diesem Motorrad getrost von der letzten Husaberg sprechen.
Als Ende der 90er Jahre in Deutschland der A1 Führerschein für
Jugendliche ab 16 Jahren eingeführt wurde, brachte Honda 1998 die XLR 125 R
(JD16) auf den deutschen Markt. Nach nur wenigen Jahren verschwand sie aber
auch wieder und wurde Anfang der 2000er von der Honda XR 125 L als Nachfolger abgelöst.
XLR 125 R - wurde 1998 optional mit schwarzem oder weißem Tank ausgeliefert.
Hierbei kann man nun wahrlich nicht von einem Dauerbrenner sprechen,
doch wenn man etwas genauer hinschaut, steckt eine lange Geschichte hinter
dieser Baureihe.
1993 präsentierte Honda erstmals die XLR 125 R (JD16) sowie die
weitestgehend baugleiche XLR 200 R (MD29) für den japanischen Markt.
Prinzipiell zwar ein neues Motorrad, doch der Motor basiert vom Grundkonzept her
auf dem der XL 125 / 185, welche in den 70er Jahren vorgestellt wurde.
Wurden 1993 erstmals vorgestellt: XLR 125 R (JD16) und XLR 200 R (MD29)
Einige Modelle des 93er Jahrgangs (vor allem der 200er) schafften es als
Eigen-Import nach Deutschland, doch der offizielle Import kam erst 1998 für die
125er.
Nach dem Ende der XLR in Europa wurde auch die Produktion in Japan
eingestellt. Allerdings erlebte die XLR in Südostasien einen zweiten Frühling
So wurde sie als XR 200 von der Honda Philippines Inc. (Tochtergesellschaft der
Honda Motor Co. Ltd.) auf den Philippinen noch bis ca. 2014 unverändert gebaut und in Südostasien verkauft.
XR 200 - Made in the Philippines
Somit ist die XLR 125/200 nicht nur ein echter Globetrotter, sondern
auch ein Dauerbrenner, der auf eine mehr als 20 jährige Geschichte
zurückblicken kann.
Was ich an meiner XLR alles optimiert habe, kannst du in dem Blogbeitrag "Umbau Honda XLR 125 R JD16" nachlesen.
Hier ein paar interessante / nützliche Links zur Honda XLR: