Dienstag, 1. September 2015

MXGP Assen


Als ich im vergangenen Winter las, dass die Motocross Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Assen gastieren würde, war ich zwiegespalten. Auf der einen Seite verdrehte ich die Augen im Kopf und dachte mir „Super, der Luongo will schon wieder eine Retortenstrecke aus dem Nichts stampfen, um möglichst vorhandene Infrastruktur zu nutzen“ und auf der anderen Seite freute ich mich, dass ich nicht wieder 3 bis 5 Stunden für die Anreise einplanen musste.
Eigentlich hatte ich mir vor einigen Jahren geschworen der Youthstream aufgrund der utopisch hohen Eintrittspreise keinen Cent mehr in den Hals zu werfen, doch bei der Nähe zur Heimat konnte ich als Fan schlecht Nein sagen.

Erwartet hatte ich eine Strecke mit einem gewissen Lehmanteil, doch wie es sich zu Beginn der Woche abzeichnete, sollte es wohl eine Strecke aus feinstem Spülsand werden. Also ein typisch holländischer Sandkasten…

Neben dem Bereich auf dem eigentlichen TT-Circuit, zog sich der Streckenverlauf durch die Boxenanlage bis in den Fahrerlagerbereich und dann wieder zurück auf die Straßenrennstrecke.
Während der Bereich auf der Straßenrennstrecke durch die Tribünen des TT-Circuits sehr gut einsehbar war, ging der hintere Bereich im Fahrerlager ziemlich unter, da man als Zuschauer nicht auf Höhe der MX-Strecke stand, sondern ca. einen Meter tiefer hinter einem hohen Bauzaun.

Das auf dem TT-Circuit entstandene Stadion entschädigte jedoch für den schlecht einsehbaren hinteren Teil und trug mit Laola-Welle (Haaaaandjeees, Haaaaandjeees, Haaaaandjeees!!!!!) ebenso zur guten Stimmung bei, wie der Quali-Sieg von Glenn „The Hoff“ Coldenhoff oder die Holeshots von Davy Pootjes.
So gesehen fühlte man sich eher an das Supercross in Dortmund erinnert, als an Outdoor Motocross.
Der Streckenverlauf war, bedingt durch die örtlichen Gegebenheiten, aber auch mindestens genauso überschaubar wie beim Supercross. Während man in Zolder vor ein paar Jahren noch Auf- und Abfahrten einbauen konnte, blieb man in Assen gezwungenermaßen auf einer Ebene.
Dadurch verblasste die Strecke etwas im Vergleich zur perfekten Infrastruktur des TT-Circuits.

Es ist definitiv eine andere Art des Motocross, wenn auf solch einem Retortenkurs gefahren wird. Nicht besser aber auch nicht schlechter als Oldschool-Motocross – einfach anders.

Trotz aller Unkenrufe, würde ich die Veranstaltung als Erfolg werten. Ein Erfolg sowohl aus Sicht der Veranstalter als auch aus Sicht der Region bzw. aus Sicht der Zuschauer. Zumindest hat es solange ich denken kann noch keinen GP in den nördlichen Niederlanden gegeben und so etwas hat hier auf jeden Fall gefehlt. Alleine diesen Aspekt würde ich so hoch bewerten, dass man über andere Dinge hinwegsehen kann.

Mir stellt sich aber dennoch die Frage, ob man mit den 1.200 LKW-Ladungen Sand (die nach dem GP auch alle wieder abtransportiert werden müssen) nicht gleich eine permanente Rennstrecke hätte bauen können bzw. ob man nicht eine bereits bestehende Rennstrecke auf GP-Niveau hätte erweitern können. Das würde dem Motocrosssport in der Region noch viel mehr bringen. Von der Nachhaltigkeit eines solchen Vorhabens mal ganz zu schweigen.

Aber nun möchte ich nicht weiter über Sinn und Sinnlosigkeit des GP in Assen schreiben, sondern zum eigentlichen Event bzw. dem Drumherum kommen. Zum Drumherum deswegen, weil die sportlichen Ergebnisse eh überall nachzulesen sind und auf You Tube diverse Rennzusammenfassungen laufen.

Und was gab es so in Assen?
Neben Hamburger special und lecker Patat noch eine ganze Menge!

KTM hatte beispielsweise Besuch aus den USA. So war Ian Harrison, seines Zeichens technischer Direktor im MX/SX Team von KTM USA (Stichwort: Team-Dungey), zu Gast.

Henry Jacobi war mit seinem Vater und Ulf Simon beim JTech-Honda-Team zu Gast. Ob da ein Teamwechsel ansteht?

Unter den Zuschauern bei einem solchen GP sind meist auch einige Szene-Promis unterwegs. Unter anderem Alfie Cox. Eine echte Legende der Mann.

Bei Honda gab es am Samstag eine Führung für die Kids der 150cc Europameisterschaft. Hierbei erläuterte der HRC Honda Teamchef Roger Harvey wie so ein Werksteam funktioniert und beantwortete die Fragen der Kids. Unter anderem wurde erläutert, warum Titan Fußrasten so teuer sind. Dieses liegt neben der hohen Qualität des Titans am verhältnismäßig hohen Ausschuss bei der Produktion und daran, dass diese Werks-Teile von Hand gefertigt werden.
Um die scharfen Kanten der Fußrasten zu schützen (oder besser gesagt die Unterschenkel der Mechaniker…) verwendet Honda übrigens extra Gummiüberzieher. Wie die Stiefelsohlen der Piloten nach einem Wochenende aussehen will ich da gar nicht wissen…

MX goes MTB – Nachdem Luftgabeln im Mountainbike-Bereich schon seit längerem Standard sind und seit ein paar Jahren im MX Bereich Einzug halten, scheinen die Beschichtungen der Gabeln ebenfalls aus dem MTB-Bereich übernommen zu werden. Wie beispielsweise bei einem kleinen Gabelhersteller aus Frankreich.

Lazarett Motocross-WM -  Sowohl bei KTM als auch bei Suzuki gab es keinen 450er Werksfahrer. Warum? Alle verletzt! Das ist schon ein komischer Anblick, wenn da nur zwei Motorräder unter dem Zelt stehen, ohne Werkzeugkiste, ohne Monteur oder Sonstigem.

Ich hatte nicht damit gerechnet Ryan Villopoto noch in Europa anzutreffen, aber offensichtlich hatte er noch ein paar vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen und stand unter anderem noch für Autogramme zur Verfügung.

Die Fahrwerke der Werks-Hondas scheinen gute Durchschlagreserven zu haben. Warum? Niemand außer Gautier Paulin und Evgeny Bobryshev sprang die Sprünge bis ins Flat. Und wenn sie das taten, ging jedes Mal ein Raunen durch das Publikum.

https://goo.gl/photos/zatmfx9GCLknNtyg9